Wer um alles in der Welt ist eigentlich Magda Hain? zurück zur Nostalgie-Scheune

Bevor wir hier anfangen eine kleine Biographie zu präsentieren, wollen wir erst einmal den Grund unserer Begeisterung für die Person Magda Hain erläutern.

In Zeiten, wo Idole sicherlich viel globaler und über Jahrzehnte zum Mythos aufsteigen, ist eine deutsche Schlagersängerin, die 1942 ihr erstes und 1950 ihr letztes Lied aufnahm, eigentlich ungeeignet, eine musikalische Legende zu werden. Magda Hains Karriere begann mitten im Krieg. Die Wirtschaft lag am Boden; Deutschland litt  immer stärker unter den Folgen des Krieges. Mit dem Kriegsende aber -als Deutschland wieder aufgebaut und die allgemeine Knappheit langsam überwunden wurde- beendete Magda Hain voll entschlossen ihre Karriere. Dieses unglücklich gewählte Zeitfenster macht einige ihrer Aufnahmen bereits damals und erst recht heute zu einem raren Gut.

Dennoch ist Magda Hain vielen ihrer Zeitgenossen noch durch ihre klare und hohe Stimme, die liebevollen, verspielten Melodien, meist aus der Feder von Gerhard Winkler, und nicht zuletzt ihrem absoluten Top-Hit (wenn man es so nennen darf)  „Möwe, du fliegst in die Heimat“ bekannt. 

Diese einmalige Stimme, die mit Leichtigkeit in höchste Höhen schwebt, ist der Grund unserer Begeisterung für Magda Hain. Die Faszination für Magda Hains unvergleichliche Stimme, aber auch ihr weiterer, oft von Tragödien gezeichneter Lebensweg, machen am Ende vielleicht doch mal einen Mythos aus ihr. Auch wenn ihr Name immer öfter  nur noch Schellackplatten-Sammlern bekannt ist, sollte ihr Andenken in Ehren gehalten werden.

Da es sehr schwer ist an Informationen über das Ausnahmetalent Magda Hain zu kommen, ist natürlich jeder aufgerufen, seine Informationen mit uns zu teilen. Vielleicht gelingt es uns, sie auf diese Weise wieder etwas mehr ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Verdient hätte sie es allemal!

Die Göre von Gleiwitz

Geboren wurde Magda Hain am 19.12.1920 in Gleiwitz (Schlesien). Allerdings zog sie mit ihren Eltern bereits als 1928 nach Berlin.

Ihr Vater war Musiker, was wohl auch eine Erklärung für ihre große Begabung ist. Sie sang und lernte, überwiegend autodidaktisch, schon recht früh Klavier und Akkordeon.

Trotz des erkennbaren Talents wollte ihr Vater nicht, dass sie eine musikalische Karriere einschlug. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass man als Musiker immer ein ungesichertes Einkommen hat und beschwor, sie einen bürgerlichen Beruf zu wählen.

So kam es, dass sie Stenotypistin bei der Firma Siemens wurde. Aber auch als Angestellte konnte sie nicht ganz von ihrer eigentlichen Leidenschaft, der Musik lassen. Sie stenographierte aus dem Rundfunk Liedtexte  nach Gehör mit und sang sie dann.

Dies blieb auch ihrem Vorgesetzten nicht verborgen, und er ermunterte sie, auf Betriebsfesten ihre Sangeskunst vorzutragen.

Auch wenn sie insgeheim von einer Karriere wie der ihres Vorbildes Erna Berger (große klassische deutsche Sopranistin) träumte, musste dieser Wunsch doch unerfüllt bleiben. Ihr Stimmvolumen war für die großen klassischen Opern zu klein.

Ihre Karriere sollte einen anderen Verlauf nehmen. Und wie so oft war es ein glücklicher Zufall, der ihr dabei half.

 

 

Der Aufstieg

Im September 1942 war in Berlin ein Kameradschaftsabend von Soldaten auf Heimaturlaub.

Da Magda Hain damals als Hobbysängerin bei kleineren Veranstaltungen bereits aufgetreten war, kannte man sie in Berlin schon ein wenig und so bat man sie, bei dem Kameradschaftsabend etwas vorzutragen.

Unter den Hörern befand sich auch der damals schon bekannte Komponist und Dirigent Gerhard Winkler. Die Legende spricht hier von einem Zufall. Wir gehen davon aus, dass Gerhard Winkler einen Tipp bekommen hat. Dies ist aber unsere pure Spekulation.Tatsache ist jedoch, dass Gerhard Winkler sehr begeistert von dieser jungen Sängerin war. Ihre Stimme klang so klar und schön, dass er sich sofort mit ihr für den nächsten Tag verabredete.Sie unterschrieb einen Exklusivvertrag mit Gerhard Winkler. Der machte sich gleich an die Arbeit und baute in sein berühmtes „Casanovalied“, das er gerade komponierte, Passagen für den Koloratursopran ein.Wenige Tage später stand Magda Hain im Studio des Berliner Rundfunks. Wenig später dann, unterzeichnete sie ihren ersten Plattenvertrag bei der Firma ODEON.Genau an ihrem 22. Geburtstag gab sie ihr erstes öffentliches Rundfunkkonzert und erzielte bei den Zuhörern eine enorme Resonanz.

Von da an war sie eine viel gefragte Livemusikerin. Gerhard Winkler schrieb einen Hit nach dem anderen für sie. Im Rahmen der Truppenbetreuung waren die beiden ständig unterwegs. Russland, Polen, Jugoslawien waren nur einige ihrer Stationen. Ihren Bürojob hatte sie zu diesem Zeitpunkt längst aufgegeben.Charakterlich wurde sie immer als schüchtern, bescheiden und völlig ohne Starallüren beschrieben. Der Star wurde deshalb vielerorts gar nicht erkannt. Es heißt, dass ihr sogar einmal der Zutritt zur Bühne verwehrt worden sei. Wenn sie dann zu singen begann, war allerdings auch dem Letzten klar, wen er vor sich hat. Bei einem Aufenthalt bei den Fliegern in Norwegen, lernte sie ihren späteren Mann, den Lehrer Gerhard Pollmann aus Regensburg  kennen, den sie 1946 heiratete. Als der Krieg sich immer mehr ins Deutsche Reich verlagerte, wurden ihre Auftritte weniger. Ihr berühmtestes Lied „Möwe, du fliegst in die Heimat“ machte in dieser schweren Zeit aber noch vielen Soldaten und ihren Angehörigen Mut. Mit dem berühmten Lied „Capri-Fischer“, welches sie bereits 1943 als Erste aufnahm, blieb ihr der große Erfolg im Rundfunk versagt. Da in dieser Zeit Capri bereits an die Alliierten verloren gegangen war, wurde das Lied kurzerhand verboten. 1952 hatte dann Rudi Schuricke damit seinen größten Erfolg. Apropos Rudi Schuricke. Mit ihm im Duett nahm Magda Hain zwei Schellackplatten auf (1945 und 1949).

Im Gerhard Winkler Archiv steht eine schöne Anekdote, die ich hier wörtlich übernommen habe:

Magda Hain und Rudi Schuricke waren zu Besuch in Gerhard Winklers Haus am Schliersee. Es war herrliches Sommerwetter, und die Gastgeberin Traudl Winkler lud die beiden berühmten Interpreten von Gerhard Winklers Liedern zu einer Kahnfahrt ein. Vom See aus hatten sie dann einen eindrucksvollen Blick auf den Landsitz des Komponisten inmitten der bayrischen Berge. Rudi Schuricke betrachtete sinnend die "Winkler-Alm" und sagte dann zu Magda Hain: "Das hat er doch eigentlich alles nur uns zu verdanken!"                                           (Quelle: „www.capri-fischer.de)

Nach dem Krieg sang sie im „Schwarzwaldmädel“ im Berliner Rundfunk. In einem Interview sagte sie dazu: „Es war meine erste Operette und ich hatte viel Mühe mit dem Dialekt“. Da sie zu dem Zeitpunkt des Interviews schon 3 Jahre bei ihrem Mann in Regensburg wohnte, hatte sie inzwischen selber leicht bayerischen Akzent. In dieser Zeit war sie auch als Synchronsprecherin für den 1939 gezeichneten amerikanischen Zeichentrickfilm „Gullivers Reisen“ tätig. Die heutige Version ist allerdings 2006 von anderen Sprechern nachsynchronisiert worden. 1948 wurde sie Rundfunksängerin bei Radio Bremen und Anfang der 50er nahm sie ihre  letzte Platte auf. Ihre Karriere beendete sie 1952 auf eigenen Wunsch. Sie fühlte sich bei der zunehmenden Amerikanisierung der Musik nicht mehr wohl. Ihre Musik wurde als alt, überholt und nicht mehr zeitgemäß betrachtet. Sie selber sagte später dazu: „Ich habe musikalisch den Anschluss verpasst.“ Das ist der eine Teil der Wahrheit: Dazu kam, dass sie am 2. Februar 1951 ihren Sohn Thomas zur Welt brachte und 1952 kam dann noch ihr zweiter Sohn Andreas dazu. Sie hatte viele Gründe, sich ins Familienglück zurück ziehen zu wollen. Leider sollte ihr Glück nicht anhalten.

Der Abstieg

1964 hatte Magda Hain noch einmal einen großen Auftritt in der ZDF-Sendung „Das Leben ist die größte Schau“. Dann wurde es endgültig still um sie. Sie wurde depressiv und griff immer mehr zu Alkohol und Zigaretten. Einer ihrer Söhne nahm sich das Leben, ihr Abstieg war unaufhaltsam. Für ihren Mann wurde die Situation nach eigener Aussage immer unerträglicher. So ließ er sich nach 25 Ehejahren scheiden. 1990 ging sie ins Altenheim der Regensburger Arbeiterwohlfahrt. Sie litt an Diabetes, weshalb ihr später beide Beine amputiert werden mussten. Ihr Fernseher war das letzte Tor zur Außenwelt. 1997 holten sie Fans noch einmal ab und brachten sie ins Seniorenheim Kumpfmühl. Das Regensburger Grammophon-Orchester spielte dort ihre alten Hits. Sie sang mit, leise und mit gebrochener Stimme.

Magda Hain starb einsam und vergessen am 13. März 1998 an einer eitrigen Bronchitis. Die Zeitungen titelten damals “Die Lerche ist tot“, „So einsam starb der Schellack-Star“, „Armenbegräbnis für die Lerche“ Sie hatte nur 2000 Mark auf einem Konto und ein Album mit alten Zeitungsausschnitten. Ihre Urne wurde am oberen katholischen Friedhof in Regensburg in aller Stille beigesetzt.

 

Quellen:          LP „Melodie meiner Träume“

                        Die Regensburger Stadtzeitung

www.capri-fischer.de

                        www.fuenfzigerjahresaenger.de

 

 

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